Benn, Gottfried, „Der Stadtarzt“. Mit Holzschnitten von Felix Martin Furtwängler. 4°. Halblederband mit koloriertem Holzstock in Ganzleinenkassette bzw. Ganzleinenband mit montiertem Holzschnitt in Pappschuber. 64 bzw. 56 Seiten mit 17 bzw. 10 ganzseitigen Farbholzschnitten sowie 6 Textholzschnitten.


Satz der Offizin Haag-Drugulin in der halbfetten Gill. Typographische Gestaltung und Druck des Textes auf 250 g Hahnemühle-Kupferbütten von Klaus Raasch, Hamburg. Druck der Holzschnitte von den Originalstöcken durch den Künstler. Den Ganzleinenband der Normalausgabe mit montiertem Holzschnitt fertigte die Buchbinderei Steinkuhl, Hamburg. Den Handeinband der Vorzugsausgabe in Halbleder mit montiertem Holzstock sowie die geprägte Leinwandkassette schuf Roland Meuter, Ascona.

Das sagt die Presse

Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse erscheint eine ganz besondere Sammlung aus dem poetischen Werk Gottfried Benns. Ausschließlich Gedichte, deren aufwühlende Bilder und Reflexionen die Erfahrungen des Arztes Benn widerspiegeln, stehen in dieser spannungsreichen bibliophilen Ausgabe im Dialog mit formal kraftvollen, unerbittlichen Holzschnittarbeiten des 1956 geborenen Künstlers Felix Martin Furtwängler. Die Gedichte Benns, vor allem aus den frühexpressionistischen Bänden Morgue (1912) und Fleisch (1917), entkleiden das Ich jeglichen höheren Anspruchs, beschränken es auf seine Leiblichkeit, auf „Fraß, Suff, Seuchen und Stänke / um das Modder-Modell – / á bas die Kränke: / Individuell.“ Sie evozieren eine Welt aus Krieg, Krankheit und Zerfall, denen das Einzelwesen ausgeliefert ist, eine Welt, in der nur die künstlerische Form, die Poesie letzten Widerstand leistet. Den eruptiven, dennoch von Melancholie durchzogenen Wortbildern Benns gegenüber: Furtwänglers apokalyptisch-expressive Schreckensvisionen einer von Angst und Ohnmacht gezeichneten Menschheit. Neben den Gedichten behaupten Furtwänglers Holzschnittfiguren ihre Eigenständigkeit als künstlerischer Ausdruck des von totaler Zerstörung bedrohten Menschen heute. Und doch nehmen die Darstellungen mit ihrer starken Linienführung und sicheren Balance von Licht und Schatten den direkten Bezug zum lyrischen Gegenpol auf mit ihrer pessimistischen Grundhaltung, aber auch in ihrem allein vom kreativen Willen getragenen, verzweifelten Aufbäumen. Was entsteht, ist das genre-, stil- und generations-überschreitende Tableau des Menschseins als Leiden an der Existenz selbst (Benn) und der nicht länger gewissen Überlebenschance der Menschheit als Ganzes (Furtwängler). Karin Clark im Deutschen Ärzteblatt



Stadtarzt
Stadtarzt, Muskelpresse,
schaffensfroher Hort,
auch Hygienemesse
großes Aufbauwort,
wunderbare Waltung,
was der Hochtrieb schuf,
täglich Ausgestaltung,
Schwerpunkt im Beruf.

Normung selbst der Gase,
amtlich deputiert,
ob die Säuglingsblase
luftdicht funktioniert,
vorne Prophylaxe,
hinten Testorgan,
und die Mittelachse
schraubt sich himmelan.

Zuchttyp: Faustkaliber,
strebend Buhnen baun,
Pol- und Packeisschieber,
Luftverdrängungsclown,
Rundfunk und Refraktor,
Wort verkommne Zahl,
Wort als Ausdrucksfaktor
gänzlich anomal.

Wunderbares Walten,
dort der Affensteiß,
hier der Hochgestalten
Licht- und Höhenreiß,
und als Edelmesse,
Gottes Gnadensproß,
züchtet Muskelpresse
Pithecanthropos.

Gottfried Benn, „Der Stadtarzt“. Mit Holzschnitten von Felix Martin Furtwängler. Großformat. Druck auf Büttenpapier. Schriesheim, Verlag Frank Albrecht, 1996.

Vorzugsausgabe in Halbleder mit montiertem, koloriertem Holzstock in Leinwandkassette mit 17 signierten Farbholzschnitten, 6 farbigen Textholzschnitten sowie einer Original-Collage als Frontispiz. Auflage 10 Exemplare, numeriert von I bis X. – ISBN 3-926360-10-0 vergriffen

Normalausgabe in Ganzleinen in Pappschuber mit 10 ganzseitigen Farbholzschnitten und 6 Textholzschnitten, im Druckvermerk vom Künstler signiert. Auflage 50 Exemplare, numeriert von 1 bis 50. – ISBN 3-926360-11-9 Euro 450,-

Einblattdruck mit einem signierten Farbholzschnitt von Felix Martin Furtwängler sowie Unterschriftenfaksimile von Gottfried Benn. Quer-Folio. Auflage 90 Exemplare, numeriert von 1 bis 90. – ISBN 3-926360-12-7 Euro 75,-

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